Wendelin Weißheimer (1838-1910), geboren in Osthofen nördlich von Worms am Rhein, Kapellmeister und Komponist, einer der Lieblingsschüler Liszts (Komposition) und Anhänger und Unterstützer Wagners, entstammte einer politisch und gesellschaftlich aktiven Familie, deren Nachkommen noch heute in Osthofen ansässig sind (Weingut Steinmühle). Dem reifen Liszt freundschaftlich-eng verbunden, ging Weißheimer in der »Altenburg« ein und aus und blieb dem Meister, seinem Werk und der »Neudeutschen Schule« zeitlebens treu. Als Komponist schuf er mehr als 100 Werke, als Kapellmeister war unter anderem er in Mainz, Augsburg, Düsseldorf, Berlin, Zürich, Baden-Baden und Mailand tätig. 1898 erschienen Weißheimers »Erlebnisse mit Richard Wagner, Franz Liszt und vielen anderen Zeitgenossen«.

Hans-Dieter Elbert hat für zwei literarisch-musikalische Lesungen Texte aus Weißheimers Erinnerungen zusammengefügt, bei denen die Jahre 1858-1868 im Zentrum stehen, denen Weißheimer die entscheidenden Begegnungen mit Wagner und Liszt verdankte. Die anschaulichen und emphatischen Schilderungen Weißheimers hat Elbert klug ausgewählt und mit Überleitungen und zwei Zeittafeln (Weißheimers Begegnungen mit Liszt und mit Wagner) versehen. Das schöne Bändchen ist zudem mit einer Reihe farbig wiedergegebener Abbildungen ausgestattet und verdient Interesse nicht nur wegen der Weißheimerschen Liszt- und Wagner-Portraits, sondern auch wegen des Einblicks in eine (auseinandersetzungs-) reiche musikalische Kultur, die von Musikern wie Weißheimer wesentlich bevölkert, mitbestimmt und vermittelt wurde. Insofern ist das Büchlein zuvörderst eine verdienstvolle Hommage an Wendelin Weißheimer selbst, dessen Persönlichkeit und Schaffen Aufmerksamkeit verdienen.

Für den an Ausführlichkeit Interessierten sind Nachdrucke des etwa 400 Seiten starken Weißheimer’schen Buchs noch ebenso erhältlich wie verschiedene antiquarische Ausgaben.